Augennotfälle

Von einem Augennotfall spricht man dann, wenn eine in der Regel akut aufgetretene Veränderung an einem oder beiden Augen ohne eine entsprechende Behandlung zur Einschränkung des Sehvermögens bzw. Erblindung führen kann. Es gibt einige Notfälle bei welchen sofortiges Handeln und eine augenärztliche Beurteilung notwendig sind.

Grundsätzlich sollten Sie in folgenden Situationen einen Augenarzt konsultieren:

Verätzung der Augen – Spülen und sofort zum Augenarzt

Die Augenverätzung ist der einzige Augennotfall, bei dem man sekundenschnell handeln sollte. Das betroffene Auge sollte sofort mechanisch gereinigt und v.a. gespült werden – Spülen Sie lange und kräftig, womit spielt eigentlich keine Rolle! Ihr Augenarzt wird Ihnen erst lokalanästhesierende Augentropfen verabreichen und das Auge dann mit einer speziellen Spüllösung reinigen und gegebenenfalls noch reizendes Fremdkörpermatieral mechanisch entfernen.

Gefässverschluss – Minuten entscheiden über Wiedererlangen des Sehvermögens

Kommt es zum Verschluss der das Auge versorgenden Arterie, so führt dies zum plötzlichen Sehverlust des betroffenen Auges. Schmerzen und andere Anzeichen fehlen dabei gänzlich. Die Diagnose wird durch Untersuchung des Augenhintergrundes festgestellt. Therapeutisch hat man wenige Optionen. Bei einem Arterienverschluss kann man mit einer Augenmassage sowie sofortigen Augeninnendrucksenkung versuchen, den Verschluss zu lösen, was aber häufig nicht klappt. Sowohl Venen- wie auch Arterienverschlüsse sollten auch vom Hausarzt abgeklärt werden, um festzustellen, ob allenfalls eine therapierbare Herzkreislauferkrankung (Risikofaktoren für solche Verschlüsse) vorliegt. Die Netzhaut muss nach Verschlüssen regelmässig untersucht werden, denn es können Komplikationen auftreten, welche mittels Laser oder Spritzen ins Auge (Anti-VEGF-Therapie) behandelt werden müssen.

Netzhautlöcher- und Ablösung

Plötzlich auftretende Blitze, dunkle Punkte, Russregen, zunehmende Verschattungen, herumfliegende schwarze Mücken – bei solchen Symptomen sollten Sie möglichst am selben Tag oder allerspätestens am nächsten Morgen Ihren Augenarzt aufsuchen. Dies können nämlich Symptome eines Netzhautloches oder Risses sein, im schlimmsten Fall bereits einer Netzhautablösung. Je früher eine Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen, dass das Sehvermögen nicht beeinflusst wird.

Verletzungen

Fremdkörper im Auge sind die häufigsten Verletzungen am Auge und entstehen am häufigsten bei der Arbeit. Sie sollten in der Regel zeitnah durch den Augenarzt entfernt werden. Auch nach einem Schlag aufs Auge (mit Hämatom) muss das Auge sorgfältig durch den Augenarzt untersucht werden, es können selbst Jahre nach dem Unfall noch Komplikationen auftreten (grüner Star, grauer Star, Netzhautablösung). Kommt es durch Prellungen oder Fremdkörper zu einem verletzten Auge mit offener Wunde, so ist sofortiges Handeln angesagt. Es besteht die Gefahr einer schweren Augenentzündung mit Verlust des Auges bzw. Sehvermögens. Bei rechtzeitiger Einweisung in eine Klinik kann das Auge nötigenfalls durch eine Operation gerettet werden.

Akutes Glaukom

Ebenfalls eine Notfallsituation stellt der akut zu hohe Augeninnendruck, der sog. Glaukomanfall, dar. Dieser macht sich durch eine Rötung des Auges und heftigen Schmerzen bemerkbar. Diese Symptome sind in den meisten Fällen begleitet von Übelkeit, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Häufig steht ein verminderter Allgemeinzustand im Vordergrund. Auch hier sollte sofort ein Augenarzt zur unverzüglichen Therapie aufgesucht werden.

Rotes Auge = Notfall?

Ein rotes Auge stellt nicht immer eine Notfallsituation dar. Bei der Bindehautentzündung (Konjuktivitis), z.B. im Rahmen einer Allergie, kommt es zu einer Rötung der Augen. Hier handelt es sich aber nicht um einen Notfall und die Therapie erfolgt symptomatisch – d.h. nicht nach der Ursache, sondern nach den Beschwerden. Sind jedoch Bakterien die Ursache für eine Bindehautentzündung, so kann bei schwerem Verlauf eine antibiotische Behandlung notwendig sein. Daher ist eine Untersuchung bei Ihrem Augenarzt in jedem Fall sinnvoll. Ein weiteres Beispiel für eine harmlose Augenrötung ist das sogenannte Hyposphagma, eine Blutung in die Bindehaut durch beschädigte Blutgefässe – ohne Schmerzen und ohne Seheinschränkungen. Die Blutung sieht zwar gefährlich aus, hat aber keinen Krankheitswert. In den allermeisten Fällen entsteht sie spontan, seltener begleitend bei Verletzungen oder aufgrund der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten sowie bei grosser Anstrengung (“Pressen”). Bei immer wieder auftretenden Hyposphagma ist eine Abklärung beim Hausarzt zu empfehlen, denn selten kann deutlich erhöhter Blutdruck wie auch eine Blutgerinnungsstörung dafür verantwortlich sein. Der Bluterguss bildet sich ohne Therapie zurück, dies kann in der Regel 1-2 Wochen dauern.

Ausnahme Kontaktlinsenträger

Tragen Sie Kontaktlinsen, so sollten Sie bei jeder Rötung der Augen einen Augenarzt/eine Augenärztin aufzusuchen! Obwohl es häufig eine harmlose Bindehautreizung ist, sollte unbedingt eine Mitbeteiligung der Hornhaut ausgeschlossen werden. Hornhautinfektionen (Keratitis) sind eine gefürchtete Komplikation des Kontaktlinsentragens und müssen unverzüglich behandelt werden. Diese kann nämlich unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zum irreversiblen Verlust des Sehvermögens führen.

Augennotfall?

Nicht immer ist es einfach, zwischen einer harmlosen Augenveränderung und ernsthaften, potentiell gefährlichen Augenproblemen zu unterscheiden und die vorangegangen Informationen ersetzen keinesfalls einen Augenarzt. Kontaktieren Sie in jedem Fall Ihre Augenärzte in Bern, wenn Sie nicht sicher sind, ob eine sofortige Konsultation notwendig ist.