Das trockene Auge
(Keratoconjunktivits sicca)
01.09.2022Augenärzte Bern
Weit verbreitetes Symptom
Trockene Augen sind ein häufiges Symptom, welches bei vielen Menschen auftritt und diese im Alltagsleben beeinträchtigen kann. Die Tränenflüssigkeit im menschlichen Auge besteht aus drei Schichten und wird aus den sogenannten Meibom-Drüsen, den Tränendrüsen und den Becherzellen ausgeschüttet. Durch Blinzeln wird sie über die Oberfläche des Auges verteilt. Die Tränenflüssigkeit enthält IgA und Lysozym – Stoffe, die antibakteriell wirken und vor Infektionen schützen. Zu den Aufgaben der Tränenflüssigkeit gehört es auch, die Hornhaut zu befeuchten und mit Sauerstoff zu versorgen.
Was ist eine Keratoconjunktivits sicca?
Zu wenig Tränen gebildet oder Aufbau des Tränenfilms gestört: Bei einer Keratoconjunktivits sicca handelt es sich um ein „Austrocknung“ der Bindehaut und der Hornhaut. Trockene Augen treten dann auf, wenn zu wenig Tränenflüssigkeit produziert und das Auge dadurch zu wenig befeuchtet wird oder wenn eine Schicht im normalerweise dreischichtigen Tränenfilm fehlt oder unzureichend vorliegt.
Welche Beschwerden treten auf?
Typische Symptome eines Sicca-Syndroms sind:
rote Augen
trockene Augen
ein Fremdkörpergefühl, Druck- oder Sandgefühl im Auge
verschwommenes oder milchig-nebliges Sehen
ev. verkrustete Lider oder ein zähflüssiges Sekret im Auge
Was sind die Ursachen für trockene Augen?
Es sind zahlreiche Ursachen für trockene Augen bekannt: Da die Tränenflüssigkeit, welche das Auge befeuchtet, beim Blinzeln über die Oberfläche des Auges verteilt wird, nehmen die Beschwerden zu, wenn Tätigkeiten ausgeübt werden, bei welchen die Häufigkeit des Blinzelns reduziert wird, z.B. Lesen, lange Bildschirmarbeit, etc.
Weitere Ursachen sind das Tragen von schlecht sitzenden Kontaktlinsen, trockene Luft durch Klimaanlagen oder Heizungen, Wind, aber auch Lidrandentzündungen (Blepharitis), Erkrankungen der Tränendrüsen oder der Meibom-Drüsen sowie ein Sjögren-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei welcher u.a. die Tränendrüsen zerstört werden. Häufig ist ein Sjögren-Syndrom mit anderen Autoimmunerkrankungen (wie beispielsweise einem Lupus erythematodes, einer rheumatoiden Arthritis oder einer Myasthenia gravis) assoziiert.
Frauen sind häufiger von dieser Erkrankung betroffen als Männer. Auch Medikamente wie die Anti-Baby-Pille, Beta-Blocker oder Androgen-Hemmer können zu trockenen Augen führen.
Welche Komplikationen können auftreten?
Sehr seltene Komplikationen bei einer schweren Sicca-Symptomatik sind ein Abbau des Hornhautgewebes, ein Durchbruch der Hornhaut oder eine Hornhautentzündung (Keratitis).
Ein Sicca-Syndrom kann aber auch selbst als Komplikation infolge einer anderen Erkrankung auftreten, wie beispielsweise nach einem sogenannten Stevens-Johnson-Syndrom. Dies ist eine den ganzen Körper betreffende blasenbildende und entzündliche Erkrankung, die auch zu einer schweren Entzündung der Bindehaut führen kann. Durch die Entzündung gehen Becherzellen (die eine Schicht des Tränenfilms produzieren) verloren und ein Sicca-Syndrom kann auftreten.
Vorsicht bei Laserchirurgie! Auch nach einer Laser-Operation (refraktive Chirurgie) können Probleme mit trockenen Augen auftreten. Bei dem sogenannten LASIK-Verfahren beispielsweise wird eine kleine Lamelle in die Hornhaut geschnitten, wobei auch Nerven durchtrennt werden und infolge Probleme mit trockenen Augen auftreten können. Eine Laser-Operation der Augen muss daher ausführlich mit dem behandelndem Arzt besprochen werden, sodass der Patient nach Kenntnis der möglichen Risiken und Komplikation das Für und Wider abwiegen kann.
Wie stellt der Augenarzt die Diagnose?
Bestimmung der Tränenproduktion, der Oberflächenbeschaffenheit und der Stabilität des Tränenfilms: Der Augenarzt misst die Tränenproduktion und führt einen Schirmer-Test durch, bei welchem ein Streifen Filterpapier in das Unterlid des betroffenen Auges geklemmt wird. Nach 5 Minuten kontrolliert der Arzt wie feucht der Streifen ist. Ein nur wenige Millimeter angefeuchteter Streifen kann auf trockene Augen hinweisen.
Eine weitere Untersuchung, die der Arzt durchführt, ist die Anfärbung der Binde- und Hornhaut mit Fluorescein, um dadurch mögliche Defekte auf deren Oberfläche erkennnen zu können. Ist eine Stelle auf der Binde- oder Hornhaut beschädigt, reichert sich das Fluorescein dort an.
In einer weiteren Untersuchung bestimmt der Augenarzt wie stabil der Tränenfilm ist und misst dazu die sogenannte Tränenfilmaufreisszeit (BUT). Dabei wird die Zeit gemessen, wann nach einem Blinzeln die ersten trockenen Stellen im Auge auftreten. Ist diese Zeit zu kurz, kann eine Sicca-Symptomatik vorliegen.
Wie können trockene Augen behandelt werden?
Die Therapie richtet sich nach den Ursachen. Grundsätzlich werden Tränenersatzmittel in Form von Augentropfen oder Salben (v.a. über Nacht) zur Befeuchtung eingesetzt. Eine Grunderkrankung wie ein Sjögren-Syndrom muss adäquat behandelt werden. Zudem werden in einigen Fällen entzündungshemmende Mittel wie Cortison oder Antibiotika (Tetrazykline) eingesetzt. Bei schwerwiegenden Fällen, kann auch ein vorübergehender Verschluss des Tränenpünktchens (Abflusskanal des Tränenfilm) erfolgen.
Kann das Auftreten von trockenen Augen vorgebeugt werden?
Trockene Augen können bis zu einem bestimmten Grad vorgebeugt werden, indem einige Verhaltensregeln eingehalten werden.
- Medikamente überprüfen
Besonders wichtig ist es die Therapie-Empfehlungen des Augenarztes regelmässig und zuverlässig zu befolgen. Medikamente, die zu trockenen Augen führen können, sollten wenn möglich nicht eingenommen werden. Besprechen Sie dies mit Ihrem behandelnden Arzt!
- Augenschonende Verhaltensweise
Vom Tragen von Kontaktlinsen, welche nicht gut toleriert werden, wird abgeraten. Lange Arbeiten am Bildschirm sollten vermieden werden – ist dies nicht möglich sein, sollte daran gedacht werden, regelmässig zu blinzeln, um die Augen feucht zu halten.
- Behandlung der Grunderkrankung
Besonders wichtig ist es aber auch, eine den trockenen Augen möglicherweise zugrunde liegende Erkrankung (z.B. Sjögren-Syndrom) zu behandeln.
Fazit
Trockene Augen sind ein häufiges Symptom, welches bei vielen Menschen auftritt und diese im Alltagsleben beeinträchtigen kann. Typische Beschwerden sind eine Rötung des Auges und ein Fremdkörpergefühl. Ursächlich liegt diesen Symptomen eine zu geringe Produktion von Tränenflüssigkeit oder ein gestörter Aufbau des Tränenfilms, der durch Blinzeln, über das Auge verteilt wird, zugrunde. Dies kann verschiedene Ursachen haben, u.a. muss auch an das Vorliegen einer Autoimmunerkrankung (z.B. Sjögren-Syndrom) gedacht werden. Daher besteht die Behandlungsstrategie bei trockenen Augen immer auch aus der Behandlung einer etwaigen Grunderkrankung, aus einer Verwendung von Tränenersatzmitteln sowie in gegebenen Fällen (bei einer Entzündung) dem Einsatz von Cortison oder Antibiotika.
Haben auch Sie Probleme mit trockenen Augen oder leiden unter den genannten Beschwerden? Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Augenarzt Bern. Ihre Augenärztinnen und -ärzte in Bern untersuchen, beraten und behandeln Sie gerne.