Diabetische Retinopathie
31.08.2022Augenärzte Bern
Was ist eine Diabetische Retinopathie?
Erkrankungen der Netzhaut, die infolge eines Diabetes (Zuckerkrankheit) entstehen werden als diabetische Retinopathie bezeichnet. Mehr als 50% der Diabetiker entwickeln nach 10-15 Jahren eine diabetische Retinopathie. Sie ist bei uns in Europa die zweithäufigste Ursache, nach der altersbedingten Makuladegeneration, welche zur Erblindung führen kann. Die Netzhautschädigung entwickelt sich schleichend und Symptome fehlen insbesondere zu Beginn der Erkrankung. Nur eine frühzeitige Erkennung ermöglicht eine gute Behandlung und das Vermeiden von Folgeschäden. Entsprechend wichtig sind eine gute Blutzuckereinstellung und regelmässige Untersuchung durch den Augenarzt.
Entstehung und Folgen der Zuckerkrankheit
Unser Körper besteht aus Zellen, deren Stoffwechselvorgänge das Leben erst ermöglichen. Die Zellfunktionen sind von einer regelmässigen Zufuhr von Glucose (Zucker) aus der Nahrung abhängig. Dieser Stoffwechselprozess wird durch ein Hormon aus der Bauchspeicheldrüse, das Insulin gesteuert. Das Insulin wird nach der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet und signalisiert den Zellen, dass sie Zucker speichern sollen. Beim Diabetes mellitus ist dieser Vorgang gestört. Ursachen sind neben einer genetischen Veranlagung eine ungünstige Lebensweise mit hyperkalorischer Ernährung, mangelnder körperlicher Aktivität und häufig damit einhergehendem Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen (Wohlstandssyndrom, metabolisches Syndrom). Es werden zwei Formen des Diabetes unterschieden:
- Diabetes mellitus Typ 1
Insulinmangel (ungenügende bzw. fehlende Produktion von Insulin)
- Diabetes mellitus Typ 2
Insulinresistenz (ungenügende oder fehlende Reaktion der Zellen auf Insulin und verminderte Insulinausschüttung)
In beiden Fällen gelangt ein Grossteil des Zuckers nicht in die Körperzellen und sammelt sich im Blut an. Der hohe Blutzuckerspiegel führt zu nachhaltigen Schäden an den Blutgefässen. Folgeerkrankungen betreffen beim Diabetes daher den gesamten Körper.
So kommt es auch in den Netzhautgefässen zu Veränderungen die eine Störung der Durchblutung zur Folge haben. Durch Neubildung von Blutgefässen versucht das Netzhautgewebe der ungenügenden Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen entgegenzuwirken. Die neuen Blutgefässe sind allerdings instabil und reissen leicht ein, dadurch treten Blutungen und Flüssigkeiten in die Netzhaut ein und dies wiederum führt zu Schwellungen (Ödemen) in den Netzhautschichten. Ist die Schwellung im Bereich der Makula, so spricht man von einem Makula-Ödem.
Symptome am Auge
Betroffene haben zu Beginn der Erkrankung in der Regel keine Beschwerden. Mit fortbestehen der Erkrankung treten zunehmend Symptome auf:
Sehen von Lichtblitzen, Schleier, Vorhang, Russregen – infolge Netzhautablösung oder Einblutung in den Glaskörper
Verzerrtes Wahrnehmen der Umgebung (Metamorphopsien)
Störungen des Farbsehens
Verschwommensehen
Verminderte Sehschärfe
Therapie der diabetischen Netzhauterkrankung
Ziel ist es, das Fortschreiten der Netzhautschädigung aufzuhalten und Folgeschäden der diabetischen Retinopathie zu behandeln. Durch Laserbehandlungen werden die neugebildeten, instabilen Blutgefässe zerstört und die Sauerstoffversorgung der Netzhaut dadurch verbessert. Die Neubildung von krankhaften Gefässen wird durch Injektion von Medikamenten in den Glaskörper, sog. VEGF-Inhibitoren. Kommt es zu einer Einblutung in den Glaskörper oder übt dieser einen Zug an der Netzhaut aus, was zu einer Netzhautablösung resultieren kann, dann wird eine operative Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie) vorgenommen und durch ein Luft-Gas-Gemisch oder Silikonöl ersetzt.
Wichtigkeit von regelmässigen Verlaufskontrollen
Der Therapie-Erfolg ist umso besser, je früher Netzhauterkrankungen erkannt werden. Daher empfiehlt es sich für Diabetiker eine regelmässige Vorstellung beim Augenarzt mindestens einmal pro Jahr. Bei den Verlaufskontrollen prüft Ihr Augenarzt die Sehschärfe, untersucht die vorderen Augenabschnitte sowie den Augenhintergrund (Fundoskopie) und misst den Augeninnendruck. Ergänzend kommen weitere diagnostische Mittel wie die optische Kohärenztomografie oder die Fluoreszenzangiografie zum Einsatz. Zwei Verfahren, die eine detaillierte Untersuchung des Netzhautgewebes und ihrer Blutgefässe ermöglichen.
Die Zuckerkrankheit zählt zu den häufigsten Allgemeinerkrankungen und führt unbehandelt zu dauerhaften Schäden an der Netzhaut und damit zu einem stark erhöhten Erblindungsrisiko. Neben einer guten Einstellung des Blutzuckerspiegels sind augenärztliche Untersuchungen in regelmässigen Zeitabständen zur Prävention von Folgeschäden besonders wichtig. Daneben sollte auch versucht werden, weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Herzkreislauferkrankungen wie Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterinwerte zu behandeln.
Wir führen Kontrolluntersuchungen sowie Behandlungen in unserer Praxis durch. Kontaktieren Sie uns!