Farbsehstörungen

25.08.2022
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Was sind Farbsehstörungen?

Die Netzhaut im Auge enthält Sinneszellen, welche «Zapfen» genannt werden. Diese ermöglichen es, Farben zu sehen. Es gibt drei Typen von Zapfen. L-Zapfen für lange Wellenlängen, M-Zapfen für mittlere und S-Zapfen für kurze. Je nach Wellenlänge des einfallenden Lichts werden die Pigmente in den Zapfen gereizt, was im Gehirn zu einer Farbwahrnehmung führt. Sind die Zapfen defekt, führt dies zu einer Farbsehstörung. Menschen mit einer Farbsehstörung nehmen gewisse Farben weniger gut wahr (Farbenschwachsichtigkeit) oder sehen sie gar nicht (Farbenblindheit). Meistens sind die Farbsehstörungen angeboren und erblich. Die Vererbung von Farbsehschwächen geschieht dabei über das X-Chromosom. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, da sie nur ein X-Chromosom haben. Wenn also dieses eine X-Chromosom die Farbsehschwäche trägt, ist der Mann betroffen. Frauen hingegen haben zwei X-Chromosomen. Bei ihnen kann das «gesunde» X-Chromosom über das «ungesunde» dominieren und die Farbenblindheit entwickelt sich nicht. Bei farbenblinden Frauen müssen also beide X-Chromosomen Träger der Farbenblindheit sein, damit sie betroffen sind. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch gering. Diese Art der Vererbung nennt sich geschlechtsabhängige Vererbung. Die totale Farbenblindheit hingegen kommt bei Männern und Frauen gleich oft vor. Sie ist aber generell sehr selten.

Arten von Farbsehstörungen

Es gibt verschiedene Formen von Farbsehstörungen, wobei die Grünschwäche viel häufiger vorkommt als die anderen Arten. Der gebräuchliche Ausdruck, dass jemand «farbenblind» ist, ist eigentlich nicht korrekt, da es sich meistens um eine Rot-Grün-Sehschwäche handelt und nicht um die sehr selten auftretende Farbenblindheit. Bei Farbenblinden fehlen die Zapfen komplett, entweder alle oder nur ein Typ von Zapfen. Bei Leuten mit einer Farbsehschwäche sind alle Zapfen zwar vorhanden, aber in einer geringeren Anzahl und in einem unausgeglichenen Verhältnis. Nachfolgend sind Arten der Farbenblindheit aufgelistet. Farbsehschwächen werden dagegen Protanomalie, Deuteranomalie und Tritanomalie genannt. Die häufige Grünschwäche heisst demnach auch Deuteranomalie.

  • Achromasie

    Vollständige Farbenblindheit, Betroffene sehen nur Schwarz, Weiss und Graustufen

  • Monochromasie

    Betroffene nehmen nur eine Farbe wahr

  • Dichromasie

    Betroffene verwechseln zwei Farben

  • Rotblindheit (Protanopie)

    Bei dieser Form der Rot-Grün-Blindheit fehlen L-Zapfen, sodass Betroffene die Farbe Rot nicht wahrnehmen und mit Grün verwechseln

  • Grünblindheit (Deuteranopie)

    Bei dieser Form der Rot-Grün-Blindheit fehlen M-Zapfen, sodass Betroffene die Farbe Grün nicht wahrnehmen und mit Rot verwechseln

  • Blaublindheit (Tritanopie)

    Auch Blau-Gelb-Blindheit genannt, da Betroffene die Farbe Blau nicht wahrnehmen und mit Gelb verwechseln. Es fehlen S-Zapfen

Diagnose und Therapie von Farbsehstörungen

Mithilfe von Farbtafeln kann ein Arzt die Diagnose stellen. Die sogenannten «Ishihara-Tafeln» bestehen aus Farbflecken, wobei gewisse Flecken eine Farbe haben und zusammen eine Zahl darstellen. Der Hintergrund hat eine andere Farbe, sodass die Zahlen erkennbar werden. Für Patienten mit einer Farbsehstörung sind die Zahlen nicht sichtbar. Ebenfalls kann eine Untersuchung mit einem Anomaloskop erfolgen. Dabei blickt der Patient durch ein Rohr auf eine gelbe Scheibe. Durch Mischen von Rot und Grün versucht der Patient, den gleichen Gelbton zu erreichen. Bei einer vorliegenden Farbsehstörung ist das Resultat der Farbmischung nicht die gleiche Farbe wie auf der Prüfscheibe.

Angeborene Farbsehstörungen bleiben in ihrem Verlauf konstant und verschlechtern sich nicht mit der Zeit. Alle anderen Sehfunktionen werden dadurch nicht beeinträchtigt. Bei erworbenen Farbsehstörungen können sich je nach zugrundeliegender Erkrankung verschlechtern, wenn sie nicht therapiert werden. Ursachen für erworbene Farbsehstörungen gibt es viele, dazu zählen beispielsweise Erkrankungen der Netzhaut, des Sehnervs oder Gehirnverletzungen. Bei solchen Fällen äussern sich oftmals auch Symptome wie Lichtempfindlichkeit und eine Gesichtsfeldverkleinerung.

Vererbte Farbsehstörungen sind harmlos und können weder therapiert noch vorgebeugt werden. Es gibt inzwischen spezielle Brillen, welche bei hellem Licht einen Teil des Lichtspektrums herausfiltern und die Farbkontraste verstärken können. Solche Brillen können bei Rot-Grün-Schwächen ein farbintensiveres Bild erzeugen. Bei erworbenen Farbsehschwächen kann manchmal eine Behandlung durchgeführt werden. Diese hat zum Ziel, die zugrundeliegende Erkrankung zu therapieren.

Fazit

Angeborene Farbsehstörungen sind harmlos und keine zu behandelnde Krankheit. Zwar kann es je nach Ausprägung zu Einschränkungen im Alltag kommen, aber Betroffene können in der Regel gut damit umgehen und ohne Probleme durchs Leben gehen. Wenn Sie aber plötzlich eine Veränderung in der Farbwahrnehmung bemerken oder wenn Sie bei Ihrem Kind eine Farbsehstörung vermuten, empfiehlt sich eine Abklärung bei einem Augenarzt. Bei Fragen stehen wir Ihnen zur Verfügung. Melden Sie sich!

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