Intravitreale Injektionen von
VEGF-Hemmern in das Auge
31.08.2022Augenärzte Bern
Was sind VEGF-Hemmer?
Bei einer Reihe von Erkrankungen wie auch normalen Vorgängen des Körpers und des Auges wird von der Netzhaut ein Wachstumsfaktor, der sogenannte VEGF, ausgeschüttet, der die Neubildung von Gefässen anregt. Die Bezeichnung VEGF steht für „vascular endothelial growth factor“. Im Krankheitsfall führt dieser Faktor zu einer überschiessenden Einsprossung von neuen, aber oft qualitativ minderwertigen Blutgefässen in die Netzhaut und die umliegenden Strukturen.
Zwei wichtige Vertreter dieser Erkrankungen sind die feuchte Makuladegeneration oder diabetische Netzhautveränderungen bei einem Diabetes mellitus. Hier kommt es zu einem zu starken Wachstum neuer Gefässe in der Netzhaut und zum Austritt von Flüssigkeit. Auch können eine Netzhautschwellung und Blutungen, v.a. im Bereich der Makula, dem Ort des schärfsten Sehens, auftreten. Zeichen für solche Veränderungen sind z.B. ein Verzerrtsehen, sodass eigentlich gerade Linien krumm erscheinen, ein zunehmendes Verschwommensehen oder zentrale kleine Gesichtsfeldausfälle. Lange Zeit waren diese Krankheiten nicht bzw. nur mit Verödung teils grösserer Netzhautareale behandelbar. Vor ca. 15 Jahren wurde der erste sogenannte VEGF-Hemmer entdeckt, was eine neue Ära der Behandlung dieser Netzhauterkrankungen eingeleitet hat.
VEGF-Hemmer müssen in das Auge eingespritzt werden, um lokal die Bildung neuer Gefässe zu verhindern und auch um zu einem Rückgang der bereits gebildeten krankhaften Gefässe zu führen.
Welche Wirkstoffe gibt es?
In der Schweiz werden derzeit v.a. die VEGF-Hemmer Lucentis (Ranibizumab) und Eylea (Aflibercept) eingesetzt.
Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die jeweiligen Medikamente bei einer entsprechenden Indikation, in speziellen Fällen muss durch den behandelnden Arzt ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden.
Wie werden die Medikamente in das Auge eingespritzt?
VEGF-Hemmer werden in den Glaskörper eingespritzt, um im Auge in einer möglichst hohen Konzentration wirken zu können. Der Glaskörper ist eine gallertartige runde Form, welche hinter der Linse, Binde- und Hornhaut, jedoch vor der Netzhaut liegt.
Vor dem Einspritzen werden die Augen betäubt, wodurch der Eingriff nicht schmerzhaft ist. Um Infektionen zu vermeiden, wird der Eingriff in einer sterilen Umgebung, meist in einem operativen Eingriffsraum, durchgeführt.
Das Auge wird desinfiziert und abgedeckt. Anschliessend werden die VEGF-Hemmer mit einer Spritze in das Auge bzw. den Glaskörper injiziert.
In der Regel wird der Eingriff ambulant durchgeführt und der Patient kann anschliessend nach Hause entlassen werden.
Die Behandlung muss mehrfach und in bestimmten Abständen nach einem Schema durchgeführt werden. Oft wird mit einer Serie von drei Injektionen im Abstand von vier Wochen begonnen. Jeweils ein paar Tage nach den Spritzen erfolgen kurze Nachkontrollen, um eine allfällige Komplikation frühzeitig zu entdecken. Vier Wochen nach der letzten Spritze wird Ihr behandelnder Augenarzt eine grössere Kontrolle durchführen um das Ansprechen der Therapie zu überprüfen und das weitere Procedere gemeinsam mit Ihnen zu planen.
Wichtig ist Termine für die Nachkontrollen zuverlässig wahrzunehmen und die Anweisungen des Augenarztes genau zu befolgen.
Welche Nebenwirkungen und Komplikationen gibt es?
Unklares und verschwommenes Sehen oder auch kleine Bläschen im Gesichtsfeld sind häufige Nebenwirkungen, die unmittelbar nach der Injektion auftreten, jedoch in der Regel innerhalb von ein paar Tagen von alleine wieder verschwinden. Manchmal wird beim Einstechen ein oberflächliches Gefäss getroffen, was zu einem Bluterguss in der Bindehaut führen kann. Dies schaut oft erschreckend aus, ist aber nicht gefährlich.
Durch das Einspritzen in den Glaskörper kann es sehr selten auch zu Blutungen im Auge kommen. Zudem können die Injektionen in seltenen Fällen zu einer Erhöhung des Augendrucks führen.
Selten können auch andere Strukturen im Auge durch die Spritze verletzt werden. Wird die Netzhaut verletzt, so kann sich diese abheben und somit eine teilweise oder vollständige Netzhautablösung zur Folge haben.
Wie bei jeder Injektion kann es auch hier zum Einbringen von Erregern und somit Entzündungen kommen. Eine seltene, jedoch ernsthafte Komplikation, ist hier eine sogenannte Endophthalmitis, eine Infektion im Augeninneren.
Was muss nach der Injektion beachtet werden?
Besonders wichtig ist es nach einer Injektion auf bestimmte Komplikationen zu achten und bei Symptomen wie dem Sehen von schwarzen Punkten oder Schatten, Russregen, Blitzen verzerrte Linien oder einem Sehverlust dringend einen Augenarzt zu konsultieren.
Zudem ist es wichtig, das Auge in der ersten Zeit nach der Injektion zu schonen und zu schützen (z.B. mit Sonnenbrillen, da es auch zu einer erhöhten Blendempfindlichkeit kommen kann). In den ersten Stunden bzw. am Tag der Injektion sollte das Autofahren vermieden werden, da das Sehvermögen noch eingeschränkt sein kann. Bei leichten Schmerzen oder einem Fremdkörpergefühl können Befeuchtungstropfen Linderung verschaffen.
Wie ist die Prognose?
Die Prognose ist abhängig von der Grunderkrankung und wie weit diese fortgeschritten ist.
Wird z.B. eine feuchte AMD nicht behandelt, so kommt es zu einer Verschlechterung der Erkrankung mit einer immer weiter abnehmenden Sehschärfe. Ähnlich verhält es sich bei diabetischen Netzhautveränderungen, hier hingegen kann eine inadäquate Therapie langfristig auch zu einem Verlust des Auges führen. Leider kann durch die Spritzen nicht immer eine sofortige Verbesserung der Sehleistung erzielt werden. Oft ist notwendig, über einen längeren Zeitraum regelmässig eine Injektion durchzuführen, um die Sehschärfe zumindest stabil zu halten. Ihr Augenarzt wird mit Ihnen das optimale Intervall zwischen den Spritzen besprechen.
Nach der Behandlung mit VEGF-Hemmern sind weiterhin regelmässige Kontrollen der Sehschärfe und der Netzhaut notwendig um eine neuerliche Verschlechterung des Befundes frühzeitig zu erkennen und wieder behandeln zu können.
Fazit
Durch VEGF-Hemmer konnte ein grosser Fortschritt in der Behandlung von Netzhauterkrankungen, insbesondere der Makuladegeneration, erreicht werden. Leiden auch Sie unter den genannten Erkrankungen oder habe Sie Fragen zu Injektionen in das Auge? Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin! Ihre Augenärzte in Bern sind gerne für Sie da.