Netzhauterkrankung –
Retinopathia centralis serosa

31.08.2022
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Was ist eine Retinopathia centralis serosa?

Eine Retinopathia centralis serosa ist eine relativ häufige Erkrankung der Netzhaut. Die Netzhaut enthält Photorezeptoren (Stäbchen und Zapfen), welche das Sehen ermöglichen und liegt in der Regel an den darunter liegenden Schichten an.

Bei einer Retinopathia centralis serosa kommt es jedoch durch kleine Risse und Lecks zu einem Austritt von Flüssigkeit aus dem Pigmentepithel bzw. der Chorioidea (Aderhaut). Die Flüssigkeit fliesst unter die Netzhaut und hebt diese ab – die Folge ist eine Netzhautablösung.

Der Augenarzt unterscheidet, je nachdem wie lange die Erkrankung vorliegt, zwischen einer akuten und einer chronischen Form. Besteht diese schon länger als 6 Monate so besteht eine chronische Retinopathia centralis serosa.

Was sind die Ursachen?

Die Erkrankung betrifft v.a. Männer im jungen bis mittleren Erwachsenenalter (circa 20.-50. Lebensjahr). Diese sind 5-6x häufiger betroffen als Frauen.

Die genaue Ursache der Retinopathia centralis serosa ist nicht bekannt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es einen Zusammenhang der Erkrankung mit starkem Stress gibt. Vermutlich kommt es durch Faktoren, die bei Stress ansteigen, wie den Hormonen Cortisol und Adrenalin sowie einem steigenden Blutdruck zum Austritt von Flüssigkeit, welche unter die Netzhaut fliesst und diese abhebt.

Man nimmt an, dass sogenannte Typ A-Persönlichkeiten besonders häufig betroffen sind. Diese werden in der Psychologie als ehrgeizige, zielstrebige Persönlichkeiten bezeichnet, die beruflich oft starkem Stress ausgesetzt sind.

Wie äussert sich eine Retinopathia centralis serosa?

Eine Retinopathia centralis serosa äussert sich durch die Symptome einer Sehverschlechterung oder die typischen Zeichen einer Netzhautablösung.

Je nachdem wie stark die Netzhaut abgelöst ist, kann das Gesichtsfeld in bestimmten Bereichen gestört (Sehen von grauen und dunklen Flecken) oder stark eingeschränkt sein. Weitere Symptome sind das Sehen von eigentlich geraden, als verzerrte Linien, sowie das eingeschränkte Sehen von Kontrasten und eine veränderte Farbwahrnehmung. Nicht selten ist nicht nur ein Auge, sondern beide Augen betroffen.

Wie stellt der Augenarzt die Diagnose?

Eine Retinopathia centralis serosa zeigt sich dem Augenarzt durch eine abgehobene bzw. abgelöste Netzhaut im Augenhintergrund. Um diesen beurteilen zu können, müssen die Pupillen vor der Untersuchung durch Tropfen weitgestellt werden. Anschliessend kann der Augenarzt den Augenhintergrund durch die Spaltlampe und vergrössert durch eine Lupe genau betrachten und untersuchen.

Eine weitere wichtige Untersuchung ist die optische Kohärenztomographie (OCT). Mit dieser kann genauer festgestellt werden ob und wie stark sich die Netzhaut abgehoben hat.

In der Fluoreszenzangiographie können die Gefässe genauer untersucht werden und festgestellt werden, ob diese undicht sind. Dabei wird ein Kontrastmittel verabreicht. Tritt dies an einer Stelle aus, so liegt dort der undichte Bereich.

Differentialdiagnostisch muss der Augenarzt auch andere Ursachen, die eine Flüssigkeitsansammlung unter der Netzhaut verursachen können, bedenken und ausschliessen.

Wie wird eine Retinopathia centralis serosa behandelt?

In der Behandlung der Retinopathia centralis serosa besteht der erste Schritt darin die Risikofaktoren zu reduzieren. Dies bedeutet: Stressreduktion, keine Einnahme von cortisonhaltigen Medikamenten und ein Rauch-Stopp.

Die weiteren Behandlungsmöglichkeiten zielen darauf ab, das Leck mit der austretenden Flüssigkeit zu schliessen und die abgelöste Netzhaut wieder anzulegen. Dazu wird eine spezielle Laserbehandlung eingesetzt (Argon-Laser- Photokoagulation). Durch eine weitere Laserbehandlung (Dioden-Laser) kann versucht werden die Pumpfunktion des Pigmentepithels zu stärken.

Ist die Makula, der Ort des schärfsten Sehens in der Netzhaut, betroffen, so wird eine energieärmere Behandlung, die sogenannte photodynamische Therapie, eingesetzt.

In bestimmten Fällen kann auch die Injektion von wachstumshemmenden Faktoren (VEGF-Hemmern) in das Auge erwogen werden, um die Bildung von neuen Gefässen zu unterbinden.

Auch bestimmte Medikamente können eine Retinopathia centralis serosa günstig beeinflussen. Dies sind beispielsweise Aldosteron-Antagonisten, Medikamente, die bei einer Infektion mit Helicobacter pylori eingenommen werden müssen, bestimmte Anti-Pilzmittel (Ketoconazol), Aspirin oder Carboanhydrasehemmer wie Azetolamid (wird auch bei der Höhenkrankheit eingenommen), welche vermutlich die Resorption der Flüssigkeit verbessern.

Wie ist die Prognose einer Retinopathia centralis serosa?

Die Retinopathia centralis serosa kennzeichnet sich durch ihr häufiges spontanes Verschwinden, oft auch ohne Therapie, meistens innerhalb der ersten 4 Monate. Bestimmte Einschränkungen wie Veränderungen der Farb- und Kontrastwahrnehmung sowie eine eingeschränkte Sehfähigkeit in der Nacht können bestehen bleiben.

Nach eine Rückbildung ist zudem festzuhalten, dass eine Retinopathia centralis serosa genauso spontan wie sie verschwunden ist, auch wieder erneut auftreten kann, insbesondere bei starkem Stress. In 30-50% der Fälle kommt es zu einem erneuten Auftreten innerhalb eines Jahres.

Die Prognose der Retinopathia centralis serosa hängt von ihrer Dauer ab. Die akute Form (Dauer < 6 Monate) hat eine exzellente Prognose, während bei der chronischen Form (Dauer > 6 Monate), die allerdings sehr viel seltener vorkommt, langfristige Einschränkungen wie eine Atrophie oder ein reduziertes Sehvermögen bestehen bleiben können.

Fazit

Die Retinopathia centralis serosa ist eine häufig selbstlimitierende Erkrankung, welche auch ohne Therapie spontan verschwindet, in bis zu 50% der Fälle jedoch innerhalb eines Jahres wiederkehrt. Die langfristige Prognose ist abhängig von der Dauer der Erkrankung. Die Erkrankung äussert sich durch eine Sehverschlechterung und eine veränderte Wahrnehmung von Linien, Farben und Kontrasten. Da Stress ein Auslöser der Retinopathia centralis serosa ist, gilt es in der Prävention diesen möglichst zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken können hilfreich und unterstützend sein. Haben Sie Fragen oder leiden Sie unter den genannten Symptomen? Ihre Augenärzte in Bern untersuchen und beraten Sie gerne!

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