Verätzungen der Augen
31.08.2022Augenärzte Bern
Was sind Augenverätzungen?
Verätzungen der Augen können schnell durch verschiedene Substanzen im Haushalt oder beruflichen Umfeld passieren. Bei den chemischen Substanzen handelt es sich meist um Säuren oder Laugen.
Durch ihr Eindringen in das Auge kommt es im Gewebe durch Denaturierung (Funktionsverlust) von Proteinen zur Schädigung. Vorherrschende Befunde können von Abschürfungen auf der Hornhaut (Erosion), Flüssigkeitsansammlungen in der Bindehaut (Chemosis), eine verstärkte Durchblutung sowie Trübungen der Hornhaut bis hin zu Nekrosen (Gewebeuntergang) in der Bindehaut und Durchblutungsstörungen (Ischämien) sein.
Das Ausmass von Verätzungen wird in vier Schweregrade (nach Reim) unterteilt. Während Verätzungen 1. und 2. Grades meist folgenlos abheilen, kann es v.a. bei Grade 3-4 zu bleibenden Schäden wie einem Grauen Star (Katarakt), Grünen Star (Glaukom) oder Narbenbildungen kommen.
Säuren
Säuren schädigen v.a. die Oberfläche des Auges. Dem Augenarzt zeigt sich in der Untersuchung ein Untergang von Gewebe (Koagulationsnekrose) im Bereich der Bindehaut (Konjunktiva) und der Hornhaut (Cornea).
Sehr häufig handelt es sich bei Verletzungen mit Säuren um eine Verätzung mit Schwefelsäure, welche in Batterien enthalten ist. Ebenso oft kommt es zu einer Verätzung mit Bleiche, allerdings dringt diese meist weniger tief in das Auge ein als andere Säuren.
Im industriellen Bereich (z.B. Metallverarbeitung) besonders gefürchtet ist eine Verätzung mit Flusssäure. Diese dringt tief ins Gewebe ein und führt zu sehr schweren Verätzungen. Die Gefahr dabei besteht vor allem im Verbrauch und Abfall von Calcium, wodurch es zu einer Störung u.a. des Herzrhythmus kommt. Eine Verätzung mit Flusssäure ist somit lebensbedrohlich! Als sofortige Massnahme muss die betroffene Stelle ausgiebig gespült werden. Zudem ist darauf zu achten, dass niemand anderes mit der Flusssäure in Kontakt kommt, etwaig betroffene Kleidung muss entfernt werden.
Bei einer Verätzung mit Flusssäure müssen zudem umgehend entsprechende Gegenmassnahmen eingeleitet werden! Ist die Haut bzw. die Haut um das Auge betroffen, so muss Calciumglukonat-Gel auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Zur Spülung der Augen wird eine sogenannte Hexafluorine®- Speziallösung empfohlen. Zudem sollte der Notarzt verständigt werden.
Andere Säuren führen zu unterschiedlich ausgeprägten Verätzungen: Salzsäure verursacht schwere, Essigsäure hingegen nur leichte Verätzungen.
Laugen
Laugen dringen tiefer in das Gewebe ein als Säuren. Auch bei einer Verätzung mit Laugen kommt es zu einer Denaturierung von Proteinen (Funktionsverlust), jedoch zu keiner Präzipitierung der Proteine und einer Verseifung von Fetten.
Bei einer Verätzung mit Laugen kommt es anders als bei einer Verätzung mit Säuren nicht zu einer Koagulationsnekrose, sondern zu einer sogenannten Kolliquationsnekrose.
Die häufigsten Laugen-Verätzungen entstehen durch Kalk wie Zement oder Gips. Diese dringen zwar nicht so tief ins Auge ein wie andere Laugen, ihre Partikel können jedoch unter Umständen schwer zu entfernen sein.
Besonders gefürchtet und nicht selten sind Verätzungen mit bestimmten Putzmitteln (Natronlaugen) oder Dünger (Ammoniak).
Auch bestimmte Bestandteile von Feuerwerken (Magnesiumhydroxid) können zu Verätzungen der Augen führen.
Bei Verätzungen der Augen kommt es ebenso zu einem Untergang von Gewebe im Bereich der Bindehaut (Konjunktiva) und der Hornhaut (Cornea). Zudem kann es zu einer Trübung der Hornhaut, zu einer Flüssigkeitsansammlung (Ödem) und durch Thrombosen in Gefässen der Bindehaut zu einer Durchblutungsstörung kommen.
Therapie von Verätzungen
Als erste Massnahme müssen die Augen sofort und ausgiebig (mindestens 15min) mit Wasser gespült werden. Anschliessend sollte ein Augenarzt aufgesucht werden.
Gegebenfalls kann auch das Schweizerische Toxikologische Informationszentrum (ToxInfoSuisse) kontaktiert werden. Dort kann die genaue Substanz und die von ihr ausgehende Gefahr näher beurteilt werden.
Der Augenarzt wird ebenso die wichtigste Massnahme, nämlich das Spülen (mit Speziallösungen), vornehmen, um so Reste der Säuren oder Laugen sowie abgestorbene Gewebeteile zu entfernen und um die chemischen Substanzen zu neutralisieren. Zudem wird der vorherrschende pH-Wert im Auge bestimmt und das Ausmass der Schädigung beurteilt. Ebenso wird der Augendruck bestimmt, um eine akute Komplikation wie einen Grünen Star (Glaukom) auszuschliessen.
Medikamentöse Massnahmen können die Abheilung fördern. Ascorbinsäure, in das Auge eingebracht oder oral eingenommen, fördert die Bildung von Kollagen.
Cortison hemmt, ebenso wie Antibiotika, den Entzündungsprozess und sollte für 5-10 Tage angewandt werden.
Nach der Abheilung sollten befeuchtende Augentropfen verwendet werden.
In sehr seltenen Fällen und bei schweren Schädigungen können chirurgische Massnahmen notwendig sein.
Fazit
Am wichtigsten ist es bei Verätzungen der Augen durch Säuren oder Laugen sofortige Gegenmassnahmen einzuleiten und die Augen mit Wasser zu spülen. Dabei kommt es besonders auf die chemische Substanz und das Ausmass der Schädigung an, ob weitere Massnahmen ergriffen werden müssen. Generell sollte bei einer Verätzung der Augen zur genaueren Abklärung immer ein Augenarzt aufgesucht werden. Bei einer Verätzung mit Flusssäure müssen umgehend Gegenmassnahmen (Calciumglukonat, Speziallösung) ergriffen und der Notarzt verständigt werden. Haben Sie Fragen? Ihre Augenärzte in Bern sind gerne für Sie da!